1995 entdeckte der Orthopäde Dr. Marx (Prien) einen Zusammenhang zwischen Rückenbeschwerden durch Blockierungen und Störungen der Kiefergelenke. Zusammen mit seinem Praxispartner Dr. Gumbiller wurde von chirotherpeutischer Seite ein Krankheitsmodell entwickelt, ergänzt durch den Kieferorthopäden Dr. Schupp (Köln) und später durch Einbau osteopathischer Erkenntnisse wesentlich erweitert. 1998 wurde die Ohrakupunktur durch Dr. Gumbiller eingeführt, die auch dem Nicht-Kieferorthopäden eine nachhaltigere Behandlungsmöglichkeit der Kiefergelenke eröffnete. Zwar kann man auch mit Physiotherapie die Kaumuskulatur entspannen und den gestörten Biss wieder zentrieren, der Effekt hält jedoch nur kurz an (wenige Bisskontakte) und ist eher als Vorbereitung für die unmittelbare Bissnahme durch den Zahnarzt/ KFO zu sehen.
Der Kieferorthopäde Prof. Kopp (Frankfurt) äußert heute, dass er sich die Behandlung der CMD nicht mehr ohne die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Orthopäden und Osteopathen vorstellen kann.
Schmerzen und Funktionsstörungen des Kauapparates stellen ein bedeutsames Krankheitsbild dar.. Ursache sind Knirschen, Pressen oder eine Störung der Occlusion. Es gibt Studien, dass 20 - 40% aller Rückenbeschwerden durch CMD ausgelöst oder verstärkt werden. Auch Beschwerden wie Kopfschmerzen, Hüft- oder Kniebeschwerden können hierdurch ausgelöst werden. CMD ist also nicht gleichzusetzen mit Knirchen oder Kieferschmerzen, vielmehr wird damit bezeichnet, wenn Störungen in den Kiefergelenken im restlichen Körper Veränderungen/ Erkrankungen auslösen.
Die Diagnosestellung erfolgt hier durch eine orthopädische funktionelle Untersuchung. Bei Auffälligkeiten wird diese erweitert durch eine Kontrolle des Bisses und der Bisslage und eine osteopathische Untersuchung der Schädelknochen.
Die Behandlung erfolgt nach Prof. Gumbiller: durch Beseitigung von funktionellen Störungen von Kopf bis Fuss sollen Störfaktoren im Körper beseitigt werden, Dabei kommen sowohl Chirotherapie als auch Osteopathie zur Anwendung. An den Schädelknochen ist häufig Craniosacraltherapie notwendig. Zur Entspannung der Kaumuskulatur wird eine Ohr-Dauerakupunktur gesetzt für eine gute Woche.
Das Ergebnis wird nach etwa 4 Wochen kontrolliert. Überwiegend zeigt sich eine nachhaltige Verbesserung, häufig und bei nur vorübergehender Besserung ist eine Schienenbehandlung durch den Zahnarzt notwendig. Manchmal ist eine ergänzende Craniosacraltherapie sinnvoll, manchmal z.B. bei Kiefergelenksarthrose eine kieferorthopädische Behandlung.
Patienten, die knirschen oder pressen, benötigen in der Regel als längerfristige Behandlung eine Aufbissschiene, da der Effekt der Muskelentspannung nach gewisser Zeit nachlässt. Die Schienenversorgung ist jedoch deutlich erfolgreicher, wenn der Biss zum Zeitpunkt der Bissnahme durch den Zahnarzt zentriert ist, was durch die Vorbehandlung nach Gumbiller i.d.R. gewährleistet ist. Es handelt sich also um ergänzende, nicht um konkurrierende Behandlungsmaßnahmen. Vorteil der Behandlung nach Gumbiller ist auch der rasche Wirkeintritt innerhalb weniger Tage, manchmal sogar nur Stunden: so kann man erkennen, welche Probleme überhaupt durch die Störung der Kiefergelenke ausgelöst oder verstärkt werden. Nicht alles ist auf eine CMD zurückzuführen. Bei einer alleinigen Schienenbehandlung dauert der Wirkeintritt oft über 4 Wochen.